Gastwissenschaftlerin Şükran Katmer zu Gast am IKV
Şükran Katmer (31) arbeitet derzeit als Gastwissenschaftlerin am Institut für Kunststoffverarbeitung (IKV) in Aachen. Die aus der Türkei stammende Wissenschaftlerin ist in Rize aufgewachsen und studierte an der Gazi Universität in Ankara Maschinen- und Formenbau, wo sie 2010 nach dem Masterstudium graduierte. Seit Juli 2015 lebt die Doktorandin in Aachen und arbeitet an einem Exzellenzcluster-Projekt zum Thema „In-Mold-Metal-Spraying“ (IMMS). Vor ihrer baldigen Rückkehr in die Türkei hat uns Şükran Katmer von ihrer Zeit in Aachen und ihren Erfahrungen erzählt.
Warum wollten Sie einen Auslandsaufenthalt an der RWTH Aachen verbringen?
SK: Im Jahr 2014, das zum Deutsch-Türkischen Jahr der Forschung ernannt wurde, habe ich an einem Workshop in Bursa, in der Türkei teilgenommen. Dort traf ich auf einen Mitarbeiter des Werkzeugmaschinenlabors (WZL) in Aachen. Im Gespräch fragte ich, ob es Möglichkeiten gäbe, in Aachen zu forschen, da ich bereits von Professor Mahmut Izciler der Gazi Universität gehört hatte, dass die RWTH einen sehr guten Ruf im Ingenieursbereich habe. Ich kontaktierte also den leitenden Ingenieur des IKV und wir besprachen mögliche Forschungsprojekte, an denen ich arbeiten könnte. Nachdem ich mich für ein Projekt entschieden hatte, habe ich alle Details mit dem Leiter der Abteilung für Spritzguss abgesprochen. Zuletzt habe ich mich für ein Stipendium bei TUBITAK (The Scientific and Technological Research Council of Turkey) beworben. Glücklicherweise wurde mein Stipendiumsantrag bewilligt, was meinen Auslandsaufenthalt auch in finanzieller Hinsicht ermöglichte.
An welchem Forschungsprojekt in Aachen haben Sie im letzten Jahr gearbeitet?
SK: Ich habe am Exzellenzcluster-Projekt „In-Mold-Metal-Spraying“ (IMMS) gearbeitet. In diesem Projekt forschen wir am IKV an einem neuen Ansatz, um Kunststoffteile mit metallischen Oberflächen herzustellen. Das Ziel des Projektes ist es, bekannte Technologien mit neuen Methoden zu verbinden um eine hohe Haftfestigkeit der Beschichtung zu erhalten – im Idealfall einen hundertprozentigen Transfer der metallischen Beschichtung auf Kunststoffoberflächen.
Was fasziniert Sie am meisten an diesem Projekt?
SK: Ich habe mich sofort für dieses Projekt entschieden, da ich an einem neuen, innovativen Herstellungsansatz arbeiten wollte. Und die Arbeit an Verfahren, die über die herkömmlichen Ansätze hinausgehen, finde ich äußerst faszinierend. Forschung bedeutet mir sehr viel, da es mir ein Gefühl von Freiheit ermöglicht. Nach meinem Masterabschluss hatte ich einen Vollzeitjob als Entwicklerin für mechanische Teile beim Unternehmen Arçelik A.Ş. in der Türkei, danach war ich drei Jahre lang Dozentin an der Universität von Yalova. Ich unterrichte gerne, aber die Möglichkeit im Labor an Problemstellungen zu arbeiten und die Ergebnisse anzuwenden, das interessiert mich am meisten. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich deswegen immer die Forschung wählen.
Was gefällt Ihnen an Deutschland und insbesondere Aachen?
SK: Ganz besonders gefällt mir die Altstadt, die ich bereits bewundern konnte als ich 2014 zur „International Injection Moulding Conference“ nach Aachen anreiste. Und obwohl es seltsam scheinen mag, aber ich liebe das Wetter in Aachen, weil es mich an meine Heimatstadt Rize erinnert. Rize ist der regnerischste Ort in der Türkei, dort gibt es nur zwei sonnige Monate im Jahr. Wegen des regnerischen Wetters fühle ich mich hier wie zu Hause. Zu guter Letzt, werde ich definitiv Käsekuchen mit Kirschen in der Türkei vermissen.
Erinnern Sie sich an einen besonderen oder glücklichen Moment während Ihrer Zeit in Aachen?
SK: Tatsächlich erinnere ich mich an ein außergewöhnliches Ereignis, das mit Aachen in Verbindung steht, aber einen Monat vor meiner Ankunft in Aachen geschah. Letztes Jahr im Juni flog ich von Istanbul aus zu einer Konferenz nach Südkorea. Als ich am internationalen Flughafen ankam und auf meinen Zug wartete, traf ich in diesem riesigen Flughafen und trotz der vielen vorbeilaufenden Menschen zufällig auf den Institutsleiter Professor Christian Hopmann. Er war auf dem Weg zur selben Konferenz. Und so konnten wir während der Anreise über Aachen und meine bevorstehende Zeit am IKV sprechen. Auf der Konferenz fühlte ich mich bereits als Mitarbeiterin des IKV, obwohl ich noch nicht einmal angefangen hatte. Nach diesem amüsanten Zufall wusste ich, dass meine Zeit in Aachen großartig werden würde.
Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?
SK: Zunächst werde ich in die Türkei zurückkehren und dann meine Doktorarbeit zum Thema „Spritzgussverfahren zur Formung von Polymeren“ bis zum Ende des Jahres abschließen. Ich habe sehr gerne am Exzellenzcluster-Projekt und am IKV gearbeitet und hoffe, dass ich eines Tages die Chance erhalte nach Aachen zurückzukommen – sei es für eine Konferenz oder für eine Jobchance, wer weiß.
Wir bedanken uns für das Interview, Şükran Katmer, und wünschen Ihnen für Ihre Zukunft alles Gute.