Best Student Paper Award auf der 23. ICEIS für Cluster-Team

02.06.2021
 

Die sinkenden Inzidenzwerte lassen eine Rückkehr zum gewohnten physischen Konferenzbetrieb schon in die Nähe rücken, die 23. ICEIS allerdings fand in diesem Jahr noch aus dem Homeoffice statt und nicht wie ursprünglich angedacht in Prag. Für das Exzellenzcluster bot die virtuelle International Conference on Enterprise Information vom 26.04. bis 28.04. einen perfekten Rahmen, um den Themenfokus Internet of Production aufzunehmen und zu repräsentieren. Die Konferenz versammelt Forschende auf dem Gebiet der Anwendung von Informationssystemen und schlägt eine Brücke zwischen Informatik-Theorie und Praxisanwendung, genau wie die Forschung des Teams bestehend aus Johannes Lipp, Siyabend Sakik, Moritz Kröger (LLT) und Stefan Decker (FIT) aus dem Cluster, die bei der Konferenz anwesend waren und in der Closing Session den rennommierten Best Student Paper Award für ihre vorgestellte Arbeit verliehen bekamen.

Wir haben Johannes Lipp vom Fraunhofer FIT zur Konferenz und zum Teambeitrag befragt.

Wie lief die diesjährige ICEIS aus dem Homeoffice ab?

Wegen Covid-19 hat die Konferenz nicht wie gewohnt in Prag, sondern zuhause im Home-Office stattgefunden, organisatorisch wurde es so geregelt, dass Paper, Präsentationen, Poster und weitere Materialien vorab aufgezeichnet und auf dafür vorbereitete Webseiten geladen wurden, um sie als Backup nutzen zu können, falls jemand während der Sessions technische Probleme hatte. Wir waren Paper #190 auf der Konferenz und haben es im Anschluss an eine Bachelorarbeit, welche eine Kooperation zwischen Fraunhofer FIT und dem LLT der RWTH Aachen war, gemeinsam mit dem Kandidaten geschrieben. Der Titel unseres Papers lautet „LISSU: Integrating Semantic Web Concepts Into SOA Frameworks“ Am Mittwochabend haben wir dann in der Closing Session den Best Student Paper Award verliehen bekommen, eine ziemlich große Ehre!

  Arbeiten im Homeoffice Urheberrecht: © Bild: Johannes Lipp Meine persönliche technische Ausstattung für das Home-Office (Danke an Fraunhofer FIT und DBIS der RWTH!)

Wie kann der Beitrag Deines Teams kurz zusammengefasst werden? Der Kontext unserer Arbeit ist der Vorgang des Ultrakurzpuls-Laserns, was ich immer gerne als "Rückwärts-3D-Druck" bezeichne. Durch sehr kurze, energiereiche Laserpulse wird nach und nach Material abgetragen. Zum Hintergrund: Das LLT kauft keine fertigen Maschinen, sondern setzt diese modular aus Bauteilen zusammen. Für das einwandfreie Zusammenspiel der häufig getauschten Komponenten wird bereits automatisch deren Syntax (Form) überprüft. So wird etwa sichergestellt, dass das Bewegungsmodul zwei Zahlen für die X- und Y-Werte empfängt. Es geht bei unserer Fokussierung um das Zusammenspielt dieser Syntax und der Semantik, also der Bedeutung der Daten. Die Problemstellung manifestiert sich darin, dass bei dieser automatischen Überprüfung nur die Form der Daten übermittelt wird, aber noch nicht deren Bedeutung (Semantik). Folgendes Szenario kommt nicht selten vor: Bei einem Aufruf (X=5, Y=5) bewegt das alte Bewegungsmodul den Laser zu 5 Millimetern, während ein neues zu 5 Zentimetern fährt. Mögliche kritische Folgen kann man sich ausmalen... Unser Ansatz hilft, solche Probleme zu verhindern. Die syntaktische Validierung um eine semantische zu erweitern, welche die Einheiten aller Schnittstellen formal mithilfe von Ontologien beschreibt und vor jeder Kommunikation überprüft. Wie machen wir das? Es geht um die Umsetzung kleiner Programme in Python, welche alle Komponenten des Systems erweitern. Unser Ansatz ist abwärtskompatibel, funktioniert also sowohl mit von uns erweiterten als auch mit "normalen" Komponenten. Außerdem haben wir eine automatische Umwandlung von Einheiten umgesetzt. Wir haben unseren Ansatz bereits in echten Anwendungsszenarien getestet und am LLT die Funktionsweise unseres Ansatzes demonstriert, indem bei nicht kompatible Einheiten eine (fehlerhafte) Kommunikation verhindert wird oder diese automatisch umgewandelt werden, wenn möglich.

  Programmplan Urheberrecht: © Bild: Johannes Lipp Ein persönlicher Programmplan hilft bei der Organisation des Konferenztages

Was lief besonders gut an der Konferenz und der Zusammenarbeit, die letztendlich zur Auszeichnung durch das Komitee geführt hat?

Super gelaufen ist die Kollaboration mit dem Studenten Siyabend Sakik, auf dessen Bacherlorarbeit wir dieses Paper aufgebaut haben. Auch die Kommunikation mit den Organisatoren im Vorfeld, die Einreichung und Review-Prozess und die technische Lösungen der Konferenz waren sehr lobenswert. Hierbei erwähnenswert waren zum einen die Möglichkeit, sich aus der Programmübersicht einen eigenen personifizierten Konferenzplan zusammenzustellen und diesen in seinen eigenen Kalender, z.B. Outlook zu importieren. Die detaillierten Programminformationen waren ebenfalls hilfreich: Zu jedem Paper, Workshop und Poster gab es eine Detailseite, auf der man alle Inhalte inklusive aufgezeichneter Präsentation ansehen kann, der Zoom-Session beitreten kann oder in einem Forum über die Inhalte diskutieren kann. Es gab auch parallel einen Slack-Chat, welcher den persönlichen Austausch zwischen den Teilnehmenden ermöglicht.

  Screenshot Urheberrecht: © Bild: Johannes Lipp

Was kann man deiner Meinung nach noch am Konferenzbetrieb optimieren?

Da die Konferenz viele Themen abdeckt (z.B. Datenintegration, Machine Learning, Semantik und mehr), lässt die thematische Nähe der Paper in einer Session manchmal zu wünschen übrig. Die zahlreichen angebotenen Kommunikationsmöglichkeiten waren eine gute Idee, wurden aber noch zu wenig genutzt und die Poster-Session, welche vor Corona meist eher einem "angeregtem Basar" entsprach, war in der Online-Version leider nur eine Anreihung 1-minütiger Videos ohne wirklichen Austausch. Außerdem war die Qualität von Internet, Video und Ton bei einigen Teilnehmern sehr schlecht. Vor allem interkontinentale Zusammenkünfte scheinen immer noch problematisch zu sein.

Jetzt, wo sich langsam ein Ausblick auf eine Normalisierung der Corona-Lage anbietet, worauf freust du dich am meisten, wenn es wieder physische Konferenzen geben wird?

Auf den Austausch "Mensch-zu-Mensch", der in der virtuellen Welt leider nicht zufriedenstellend ist. Aber auch darauf wieder mehr Softskills bei Vorträgen einsetzen zu können und eingesetzt zu sehen, vorab aufgezeichnete Videos stellen keinen Vergleich dazu dar, wirklich vor großem Publikum auf der Bühne zu stehen. Es wurden bei der ICEIS nur circa 60% der Vorträge live gehalten, der Rest per Videoaufzeichnung. Natürlich freue ich mich auch wieder auf kulturelle Erfahrungen, Sehenswürdigkeiten und das Reisen an sich.

 

Best Student Paper Award auf 23. ICEIS

Herzlichen Glückwunsch zum Best Student Paper Award an Johannes Lipp, Siyabend Sakik, Moritz Kröger und Stefan Decker.