Gastwissenschaftler Kazumasa Miura von der KEIO University Japan in Aachen
Der Gastwissenschaftler Kazumasa Miura von der KEIO University verbringt seinen Austauschaufenthalt als Mitarbeiter der Gruppe Produkt- und Prozessüberwachung am WZL, um seine wissenschaftlichen Horizont zu erweitern und die deutsche Kultur näher kennenzulernen. Er wuchs in Ichinomiya 300 km westlich von Tokyo auf und schloss zunächst im Jahre 2012 sein Bachelorstudium im Fach System Design Engineering ab. Der Master und Doktor im Bereich Integrated Design Engineering am KEIO-Standort Yokohama folgten im Jahr 2014 und 2017.
Schön, Sie kennenzulernen, Kazumasa. Würden Sie uns mehr über ihr Studium an der KEIO und die Gründe für Ihren Auslandsaufnethalt in Deutschland, speziell Ihre Wahl der RWTH Aachen, erzählen?
Ich habe System Design Engineering studiert. In diesem Fach geht darum, die Harmonisierung von neuer Systemtechnik mit globalen, menschlischen und sozialen Umgebungen aus mechanischen, elektrischen und informationstechnischen Blickwinkeln zu erforschen. Die RWTH und die KEIO kollaborieren schon seit langem und das wissenschaftliche Austauschprogramm wurde ungefähr zur Zeit etabliert, als ich mein Doktorandenprogramm beendet habe. Das war eine exzellente Gelegenheit für mich, weil ich meine Forschungsperspektiven in anderen Ländern erweitern wollte. Ich wusste ebenfalls, dass in Deutschland viele japanische Firmen ansässig sind. Die deutsche Kultur hier vor Ort kennenzulernen wird mir dabei helfen ein wissenschaftlicher Botschafter zu sein, der die Japanisch-Deutsche Beziehung stärken kann.
Wie lang werden Sie bleiben und sind Sie allein nach Deutschland gekommen?
Ich weiß tatsächlich noch nicht, wie lange ich hier sein werde, da ich meinen Aufenthalt gerne verlängern würde. Meine Frau ist mit mir hier her gezogen und hat hier sogar vor einiger Zeit unser Kind zur Welt gebracht.
Was war Ihre aktuelle Position an der KEIO, als Sie beschlossen haben, einen Auslandsaufenthalt zu machen?
Ich war zu dieser Zeit im Research Fellowship of the Japan Society for the Promotion of Science (JSPS) involviert und habe überwiegend als JSPS Fellow Forschung im Bereich mechatronisches Systemdesign durchgeführt.
Bei welchem Forschungsprojekt sind Sie hier in Aachen angestellt und was sind Ihre Aufgaben?
Ich gehöre zur Gruppe Produkt- und Prozessüberwachung. Wir beschäftigen uns damit, zu analysieren, wie sich der Metallzerspanungsprozess basierend auf modell- und datenbasierten Herangehensweisen mit Sensortechnik optimieren lässt. Ich bin damit beschäftigt, den Prozess und den Zustand der Werkzeuge mithilfe von Strom- und Spannungssensoren zu überwachen.
Was finden Sie persönlich an diesem Projekt am interessantesten?
Prozessüberwachung mit Strom- und Spannungssensoren hat signifikantes Potenzial. Weil die Sensoren leicht in den Maschinen installierbar sind. Das bedeutet, dass eine hohe Skalierbarkeit vorliegt und die Visionen von Industrie 4.0 oder Internet of Production beschleunigt werden können, da dort viele Maschinen miteinander verbunden sind. Um dieses Ziel zu erreichen muss ich nicht nur Leistungselektronik und Bewegungssteuerung verstehen, sondern auch Werkzeugmaschinen und Produktionstechnik. Mein primärer Forschungshintergrund ist Elektrotechnik. Aus diesem Grund kann ich mich häufig mit Kollegen kurzschließen, die einen anderen Hintergrund haben, was zu neuen Ideen führen kann. Das finde ich wirklich aufregend.
Was ist der größte Unterschied zwischen Ihrer Arbeit zuhause und der Arbeit hier in Aachen?
Alles hier in Aachen hat eine andere Größe. Die Anzahl der Arbeitgeber, Maschinen, Forschungskollaborationen mit Firmen und das Budget, alles im Vergleich enorm. Außerdem kümmert sich ein übergeordnetes Institut um alle Belange der Produktionstechnik. Das führt dazu, dass, wenn es Probleme oder neue Ideen gibt, direkt am Arbeitsplatz gefragt werden kann und die neuen Ideen lokal validiert werden können. Ich habe das Gefühl, dass unser Institut ein passender Ort für jeden Forscher ist, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren.
Was gefällt Ihnen am meisten an Deutschland beziehungsweise Aachen?
Es gibt viele Sachen, die mir hier gut gefallen, zum Beispiel die Persönlichkeit der Stadt, das Bier, die Suppen. Was ich am meisten mag ist die Work-Life-Balance. Fast alle meiner Kollegen fangen früh an und haben dafür nachmittags und abends mehr Freizeit. Seit ich hier angefangen habe, habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, auch früh anzufangen. Dann kann ich abends mehr Zeit mit meiner Frau verbringen.
Gibt es noch etwas, was Sie gern über Ihren Aufenthalt hier sagen möchten?
Die Entwicklung der Hochlohnländer verändert die konventionelle Massenproduktionsgesellschaft zu einer Gesellschaft der individuellen Produktionsgesellschaft. Diesem Trend folgend müssen Produktionssysteme nicht nur an festgelegte Aufgaben sondern auch komplexe Bedürfnisse. Um dieser Herausforderung zu begegnen ist Diksussion zwischen Experten mit verschiedenen Kenntnissen notwendig und diese Diskussion gibt es so nur in Aachen. Deshalb bin ich froh, hier forschen zu können und ein Teil dieser Diskussion zu sein. Zum Schluss möchte ich diese Gelegenheit nutzen, um meine Dankbarkeit gegenüber dem Manangement des CoE an der RWTH auszudrücken.
Vielen Dank, Kazumasa Miura, für Ihre Zeit. Wir wünschen Ihnen alles Gute für Ihre Zukunft!