Wissenschaftlicher Gegenbesuch aus Kanada – Prof. Qureshi von der UoA zu Gast in Aachen
Es war sein erster Besuch an der RWTH Aachen und sicherlich wohl auch nicht sein letzter, denn er gesteht: „Ich hätte schon viel, viel früher kommen sollen, denn das alles ist wirklich sehr beeindruckend“. Professor Ahmed Qureshi von der University of Alberta (Faculty of Engineering – Mechanical Engineering Department) freut sich insbesondere nicht nur über die Gelegenheit, die einmalige Forschungsinfrastruktur rund um das Internet of Production (IoP) auf dem Campus Melaten besuchen zu können, sondern vor allem auch über das Wiedersehen mit Martina Müller, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Fertigungstechnik am Werkzeugmaschinenlabor. Müller war erst vor wenigen Wochen selbst für drei Monate als Gastwissenschaftlerin zu Besuch am Institut von Professor Qureshi. Nach der langen, pandemiebedingten Durststrecke rund um alle Aktivitäten des IoP im internationalen Austausch, war Müllers Aufenthalt nun bereits der zweite Besuch im Jahr 2022 im Kontext des IoP an der UoA. „Den Aachener Forschungsnachwuchs nicht nur zu Besuch bei mir, sondern auch ihre Arbeiten jetzt hier vor Ort erleben zu können, ist natürlich eine ganz tolle und einmalige Gelegenheit“, so Qureshi.
Gerade die gemeinsamen Themen rund um „Additive Design“ oder auch „Manufacturing Systems Laboratory“ stehen an der University of Alberta und den Inhalten der Forschungsgruppe des Exzellenzclusters Internet of Production im Fokus für die Austauschaktivitäten und sollen sich auch künftig auf die Entwicklung von Datenanalysen und Dashboarding von hochfrequenten Fertigungsdaten für die Qualitätskontrolle, Prozesskontrolle und Managemententscheidungen konzentrieren. In der Internationalisierungsstrategie des IoP unterstützt man den Ausbau und Stärkung des studentischen Austauschs im oben genannten Bereich, die Entwicklung und gemeinsame Betreuung von Studierenden.
Martina forscht am WZL derzeit hauptsächlich im Bereich der Schädigungsentwicklung beim Tiefziehen und Tiefen von Dualphasenstahl DP800. Zu ihrem Aufenthalt in Kanada hat sie uns einige Fragen beantwortet.
Wie ist die Idee für den Aufenthalt entstanden und wie verlief die Kontaktaufnahme mit Prof. Qureshi?
Vor zwei Jahren habe ich nach Möglichkeiten gesucht, mich persönlich weiterzuentwickeln. Nachdem ich vom Forschungsaufenthaltes in Südkorea von meinem ehemaligen Kollegen Lennard Hermann erfahren habe, habe ich mich informiert, welche Möglichkeiten es für mich in diesem Kontext gibt. Im Vordergrund stand für mich dabei insbesondere der interkulturelle Austausch sowie die Möglichkeit andere Herangehens- und Denkweisen im Bereich der Forschung kennenzulernen. So bin ich auf den ehemaligen Geschäftsführer des IoP Exzellenzclusters Matthias Brockmann zugegangen. Wir haben dann gemeinsam einige Möglichkeiten diskutiert und uns dazu entschieden, Kontakt mit der University of Alberta aufzunehmen, um mit meinem Aufenthalt zusätzlich die bereits bestehende strategische Partnerschaft zwischen der UoA und der RWTH zu stärken. Gemeinsam mit Rene Seyfarth haben wir dann sehr schnell erste Gespräche mit Prof. Qureshi geführt. Erstmals geplant war der Aufenthalt eigentlich für April 2021. Nach zweimaligem verschieben konnte es dann aber endlich im April 2022 losgehen.
Was beinhaltete der Forschungsaufenthalt an der University of Alberta?
Mein Aufenthalt in Kanada war fast genau drei Monate, von Anfang April bis Ende Juni. Während meines gastwissenschaftlichen Aufenthalts lag der Fokus meiner Aufgaben auf einer Thematik, die den Schnittpunkt der Forschungstätigkeiten von Prof. Qureshi sowie der Abteilung Umformende Fertigungsverfahren bedient. Ziel war die Untersuchung des Werkzeugverschleiß beim Tiefen von filigranen Strukturen, wie Flowfields von Bipolarplatten, sowie der Möglichkeit der Aufarbeitung der Werkzeuge mittels Additive Manufacturing. Der Gewinn meines Aufenthalts liegt am meisten in der Stärkung der strategischen Partnerschaft der University of Alberta und der RWTH sowie meiner persönlichen Entwicklung. Ich habe andere Denk- und Herangehensweisen kennengelernt, die mir jetzt an vielen Stellen auch den Blickwinkel aus anderen Perspektiven ermöglichen. Darüber hinaus konnten wir den Grundstein für weitere Kooperationen mit Prof. Qureshi legen, die wir zukünftig anstreben werden.
Welche Eindrücke und Highlights nimmst Du aus Kanada mit?
Meine Highlights waren definitiv die Kontakte, die ich in Kanada knüpfen konnte, sowie der Einblick in ein anderes Universitäts- und Forschungsleben. Und natürlich die Landschaft, die ich in unterschiedlichen Facetten sehen durfte. Ich hatte glücklicherweise die Möglichkeit während meines Aufenthalts das ein oder andere Wochenende mit 1-2 Urlaubstagen zu verlängern. Dadurch konnte ich einige Nationalparks bereisen, die 4-5 Autostunden von Edmonton weg waren. Als Europäer kann man sich die Dimensionen des Landes kaum vorstellen, aber die Nationalparks lagen alle noch im gleichen Bundesstaat. Und ich muss sagen, dass die Landschaft einfach wunderschön ist. Die meisten von mir bereisten Nationalparks lagen in den kanadischen Rocky Mountains. Durch meinen Aufenthalt von April bis Juni konnte ich dabei sowohl alles vereist und eingeschneit sehen, da viele Seen noch bis in den Juni zugefroren sind. Zeitgleich hatte ich aber auch im Juni noch das Glück, alles „grün“ und „aufgetaut“ zu sehen. Beides waren definitiv Erlebnisse, die ich nicht vergessen werden, und die einfach nicht mit Bildern beschrieben werden können. Die Natur ist einfach atemberaubend schön, aber man sollte nie vergessen Bärenspray mitzunehmen.