Gastwissenschaftler zu Besuch an der SNU in Südkorea

03.06.2020
 

Lennard Hermann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am WZL und dort am Lehrstuhl für Technologie der Fertigungsverfahren tätig , vor Kurzem ist er von einem Auslandsaufenthalt als Gastwissenschaftler an der Seoul National University (SNU) in Südkorea zurückgekehrt. Zu seinen Erfahrungen an der Partneruniversität, der Relevanz internationalen wissenschaftlichen Austauschs und auch Freizeitgestaltung und kulturellen Einblicken, hat er uns einige Fragen beantwortet.

  Gebäude Urheberrecht: © Quelle: Lennard Hermann

Hallo Lennard, schön dich kennenzulernen. Um mit der technischen Basis einzusteigen; worin bestehen deine Aufgaben als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhll TF und wo liegt dein Forschungsfokus?

„Genauer gesagt gehöre ich zur Gruppe ‚Technologieplanung‘ in der wir uns mit der Kombination von verschiedenen Fertigungstechnologien, die wir bei uns am Lehrstuhl erforschen und optimieren, auseinandersetzen. Forschungsseitig beschäftige ich mich intensiv mit der Gestaltung von Änderungen für Fertigungsprozessfolgen, die zur Herstellung sicherheitskritischer Bauteile in der Luftfahrt und Medizintechnik eingesetzt werden. Hier erforsche ich sozusagen das Change Management. Allerdings nicht bezogen auf Menschen, sondern eben auf Technologien und Maschinen. Neben meinen Forschungsaktivitäten befasse ich mich in Industrieprojekten mit der Integration von Machine Learning in Fertigungsprozessfolgen. Hier arbeiten wir daran, Daten aus Prozessen zu nutzen, um Ausschuss frühzeitig zu erkennen und auszusteuern, sodass Herstellkosten gesenkt werden können.“

Wie kam der Gastwissenschaftleraufenthalt zustande, also woher kam die Idee?

„Wissenschaft ist international. Das merkt man spätestes, wenn man auf Publikationen nachliest, woher die Autoren kommen. Dazu kommt, dass ich sehr gerne Reise und auch gerne länger an für mich fremden Orten bin, um wirklich zu erfahren, wie es ist, dort zu leben und nicht nur Urlaub zu machen. Ich wollte mein Interesse für die Wissenschaft und das Reisen verbinden und habe das Gespräch mit Dr. Matthias Brockmann, dem Geschäftsführer des Exzellenzclusters, gesucht. Glücklicherweise ist das Exzellenzcluster in eine Kooperation mit der Seoul National University (SNU) in Korea involviert, sodass sich für mich tatsächlich die Möglichkeit ergeben hat, meine Forschung an der SNU fortzusetzen.“

  Gebäude Urheberrecht: © Quelle: Lennard Hermann

Wie lange warst du in Südkorea und wie lassen sich deine dortigen Aufgabenfelder umschreiben?

„Ursprünglich war mein Aufenthalt für 3 Monate geplant. Leider musste ich aufgrund der Situation mit Covid-19 bereits nach zwei Monaten die Heimreise antreten. Vor Ort habe ich mit Kollegen an einem grundlegendem Konzept für Sensoren gearbeitet, welches es ermöglicht diese kostengünstig zu fertigen und in der Fertigung einzusetzen. Das Ziel dieser Arbeit war es,kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs), die häufig nicht die Finanzpower habe wie Großkonzerne, den Einstieg in die Industrie 4.0 zu erleichtern.“

Welchen Gewinn ziehst du für deine Forschung aus dem Aufenthalt?

„Mein persönliches Forschungsthema stand während meines Aufenthalts eher im Hintergrund, da ich gerne mal in andere Themengebiete reinschnuppern wollte. Trotzdem war der Aufenthalt auch für meine Forschung sehr wertvoll, da ich Einblicke in andere Vorgehensweisen und Methoden erhalten habe, die ich jetzt hier in Deutschland in meinen Forschungsprozess integrieren kann.“

  Personen in Restaurant Urheberrecht: © Quelle: Lennard Hermann

Wie hat dir die SNU gefallen, was ist dort anders als an der RWTH?

„Die SNU ist eine tolle Universität, die ihren Studierenden viele Möglichkeiten bietet und ein hervorragendes Forschungsökosystem bereitstellt. Diesbezüglich gibt es viele Parallelen zur RWTH. Anders ist beispielsweise die Campusinfrastruktur. Die SNU ist sozusagen eine eigene Stadt mit vielen verschiedenen Möglichkeiten Einzukaufen oder zu Essen. Die Uni ist also nicht so in das Stadtbild integriert wir hier in Aachen. Das hat Vor- und Nachteile.“


War es dein erster Korea-Aufenthalt oder hattest du bereits vorher die Chance?

„Es war nicht nur mein erster Aufenthalt in Korea, sondern auch mein erster Aufenthalt in Asien. Sowohl für das Land als auch für den Kontinent kann ich aber bereits jetzt mit Sicherheit sagen, dass es nicht der letzte Aufenthalt war.“

  Koreanisches Essen Urheberrecht: © Quelle: Lennard Hermann

Was waren die größten Herausforderungen in einem neuen kulturellen/wissenschaftlichen Umfeld?

„Für mich war die größte Herausforderung zu verstehen, wie Besprechungen und die Zusammenarbeit in Korea bzw. an der SNU funktionieren. Hier merkt man den kulturellen Unterschied und es ist ein anderes Verhalten an den Tag zu legen, um eine effiziente Zusammenarbeit zu ermöglichen.“

Hattest du Gelegenheit , in deiner Freizeit Eindrücke zu sammeln und die Umgebung touristisch zu erkunden? Was waren deine Highlights?

„Neben der Arbeit habe ich mir natürlich die Zeit genommen Seoul zu erkunden. Unter anderem bin ich viel in der Natur gewandert, habe Tempel besichtigt und allerlei kulinarische Besonderheiten probiert. Bei den kulinarischen Besonderheiten kommen wir auch schon zu einem Highlight. Das Essen in Korea ist einfach fantastisch. Nicht nur der Geschmack ist überragend, sondern auch die Esskultur. In Korea ist gemeinsames Essen ein richtiges Event. In der Regel werden keine einzelnen Gerichte bestellt, sondern man bestellt als Gruppe verschiedene Dinge und teilt sich diese. Häufig wird das Essen auch am Tisch zubereitet. Essen eignet sich daher nicht nur, um den Hunger los zu werden, sondern auch, um soziale Kontakte zu knüpfen. Das war definitiv ein Highlight.“