Forschungsaufenthalt an der Aalborg University (AAU), Dänemark

27.10.2022
 

Derzeit ist Aline Kluge-Wilkes, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am WZL am Lehrstuhl für Fertigungsmesstechnik und Qualitätsmanagement, als Gastwissenschaftlerin zu Besuch an der Aalborg University (AAU) im Department of Materials and Production in der Gruppe Robotics and Automation. Im Exellenzcluster Internet of Production ist sie Deputy Lead des Workstreams B2.IV "Future Assembly". Im Workstream geht es zentral darum herauszufinden, wie effiziente Entscheidungsfindung und modulare Regelungsmethoden auf der Feldebene für Montagekonzepte der Zukunft umgesetzt werden können.

Der Kontakt für diesen Austausch wurde Ende 2021 auf der CARV2021 geknüpft und ist der Beginn für einen kontinuierlichen Austausch zwischen der dänischen Universität und der RWTH. Vom 1. Mai bis zum 1. Oktober war bereits ein dänischer Kollege in Aachen zu Gast.

Sie hat uns ein paar Fragen zu ihrem Aufenthalt in Dänemark beantwortet:

 

Was sind Deine ersten Eindrücke aus Dänemark? 

Dänemark als Land selbst, bzw. Aalborg als Stadt haben mich sehr freundlich und problemlos aufgenommen. Die Menschen hier sind freundlich, hilfsbereit und offen. Im Vergleich zu Deutschland ist mir aufgefallen, dass nahezu jeder hier in der Lage ist auf sehr hohem Niveau auf Englisch zu kommunizieren, was natürlich den Umgang und die gemeinsame Arbeit deutlich erleichtert. Die Stadt wirkt auf mich friedlich und von der Einwohnerzahl ist sie in etwa halb so groß wie Aachen.

 
Gruppenfoto © privat

Wie sieht dein Arbeitsalltag an der Aalborg University aus?

Anders als daheim sitze ich hier in einem Großraumbüro mit Kollegen aus aller Welt (ein Bulgare, ein Portugiese, ein Iraner und ein Däne, sowie ein Abschlussarbeiter und ein Professor). Wie auch Dänemark selbst, so ist auch das Institutsleben hier durch Internationalität geprägt und die vorherrschende Sprache ist Englisch. Abgesehen von kürzeren Arbeitstagen (7h statt 8h) fällt mir vor allem die flache Hierarchie am Institut auf. Die Professoren sitzen teils im gleichen Büro wie die Promotionsstudenten, man isst mit allen gemeinsam zu Mittag, in Hemd oder Anzug sieht man hier nur sehr selten Leute und alle werden geduzt. Dies führt zu einer offenen Gesprächskultur und auch unangenehme Themen wie abgelehnte Paper, Forschungsanträge oder Probleme auf der Arbeit werden offen kommuniziert und mit allen besprochen. Besonders gefällt mir die Tradition nach der Akzeptanz oder Veröffentlichung von Papern Kuchen für alle mitzubringen.

Momentan fokussiere ich mich inhaltlich u.a. mit den Themenkreis der Formationsplanung mobiler Roboter in flexiblen Montagestationen, was auch mein Aachener Forschungsschwerpunkt ist. Grundsätzlich gibt es in der Gruppe an der AAU inhaltlich viele Überschneidungen zu meiner Gruppe am WZL - so haben wir uns gerade in einem zweitägigen Workshop über 5G Robotics Themen sowie über Realisierungsmöglichkeiten der linienlosen, mobilen Montage bzw der "Swarm Production" (wie sie hier genannt wird) ausgetauscht. Inhaltlich ist die Gruppe, in welcher ich aktuell aufgehangen bin, generell durchaus deutlich diverser gestreut, als es bei uns am Werkzeugmaschinenlabor der Fall wäre. So beschäftigt sich einer meiner Kollegen mit Künstlicher Intelligenz für KMUs, während der nächste robotergeführte Laserprogramme optimiert. Bei uns am WZL wären diese Themen eher an verschiedenen Lehrstühlen als in der gleichen Gruppe anzutreffen.

Es gibt auch viele Gemeinsamkeiten: der Arbeitsalltag ist durch ähnliche Programme, Programmiersprachen oder Devices geprägt und die alltäglich auftretenden Probleme ("mein Programm kompiliert nicht", "wie mache ich nochmal diese Reiseabrechnung" ...) gleichen denen an der RWTH sehr. Dazu kommen obligatorische Kaffeepausen und das freitägliche Bier nach Feierabend - es ist schön zu sehen, dass einige Traditionen auch in anderen Ländern gelebt werden.

 
Menschen am Essenstisch © privat

Sind Dir besondere Unterschiede im "Uni-Alltag" und/oder der Freizeit zu Deinem Leben in Deutschland aufgefallen?

Ungewohnt ist, dass anders als bei uns, die Kommunikation in der Freizeit primär über den Facebook-Messenger stattfindet - ich musste ihn erstmal bei mir installieren. Auch um z.B. eine Wohnung zu finden war Facebook die erste Wahl, ohne hätte es wohl nicht funktioniert. Jetzt wohne ich mit zwei Mitbewohnern in einer WG und fühle mich dort wohl und gut aufgehoben. Die beiden sind auf jeden Fall sehr nett. 

Ansonsten gehe ich in meiner Freizeit mit einigen Kollegen zum Sport oder in die Stadt. Außerdem durfte ich die Ersti-Woche der AAU live miterleben, analog wie an der RWTH, ist diese von vielen Studierendengruppen, Fragen, gegenseitigem Kennenlernen, aber natürlich auch von gemeinsamen Feiern und Grillfesten geprägt.